Selbstverständnis

Medizin ist komplex. Der Beruf bringt viel Verantwortung mit sich und grosser
persönlicher Einsatz wird gefordert, dies oft zulasten des Privatlebens und sogar der
eigenen Gesundheit. Medizin wirft ethisch schwierige Fragen auf, wobei viele davon
nicht abschliessend beantwortet werden können. Medizin betrifft alle Menschen, so
verschieden sie auch sind: eine Beziehung und Vertrauen muss mit allen aufgebaut
werden. Die Gefahr der Diskriminierung oder Stereotypisierung muss dabei sehr ernst
genommen werden. Viele medizinische Entscheidungen ziehen weitreichende Folgen
mit sich.
Um sich diesen Themen stellen zu können, braucht es neben fachlichem Wissen auch
eine kritisch reflektierte Haltung zum Fach, der eigenen Person und dem Menschenbild,
von welchem man ausgeht.
Viele dieser Themen kommen im Studium zu kurz oder werden einseitig behandelt. Es
wird von uns verlangt, den vermittelten Stoff passiv aufzunehmen und an der Prüfung
wiederzugeben. Eigenständiges Denken, Selbstreflexion oder kritische Fragen,
geschweige denn die daraus resultierende Diskussion mit anderen Studierenden und
Dozierenden haben wenig Platz.

Medizinstudierende aus verschiedenen Jahrgängen haben sich zu der Gruppe “Kritische
Medizinstudierende Bern” formiert. Diese Gruppe soll eine Plattform bieten zum
Austausch kritischer und weiterführender Gedanken das Studium sowie das Fach
betreffend. Eine Wissensvermittlung ausserhalb der gegebenen Strukturen soll ebenfalls
ermöglicht werden. Im Folgenden werden diese Punkte präzisiert:

● Die Gruppe reflektiert medizinische Lehre, Wissenschaft und Klinik kritisch.
● Themen, welche im Studium zu wenig reflektiert oder zu einseitig dargestellt
werden, sollen in der Gruppe kritisch diskutiert werden können.
● Die Mitglieder der Gruppe eignen sich wissen an, welches ihnen erlaubt, neue
Perspektiven auf das Studium und den Beruf einzunehmen.
● Alte Strukturen werden hinterfragt um den Aufbau und die Organisation des
Studiums verbessern zu können.
● Die Gruppe setzt sich für Gleichstellung der Geschlechter in Lehre, Klinik und
Forschung ein.
● Die Gruppe setzt sich für eine unabhängige medizinische Lehre ein und lehnt
Konzerninteressen im Studium ab.
● Die Gruppe steht gegen die Absonderung der Medizin und für einen intensiven
interdisziplinären Austausch
mit anderen universitären Studienfächern und den
Gesundheitsberufen ein.
● Die Gruppe steht für eine freien zugang zur Bildung und lehnt Studiengebühren
in jeder Form ab
● Das Wirken der Gruppe soll direkt zur Verbesserung der Lehre beitragen.
● Im Sinne einer Wissensvermittlung trägt die Gruppe Resultate ihrer Diskussionen
und Recherchen nach aussen, um die Studierenden zu sensibilisieren und zur
kritischen Auseinandersetzung anzuregen.

Die Organisation der Gruppe untersteht folgenden Prinzipien:
● Alle Interessierten sind willkommen, in der Gruppe mitzuwirken, ob sie Medizin
studieren oder nicht.
● Alle Mitglieder dürfen Themen frei nach ermessen in die Gruppe einbringen.
● Die Gruppe ist unabhängig von wirtschaftlichen Interessen, namentlich lässt sie
sich nicht von profitorientierten Unternehmen sponsern.
● Die Organisation der Gruppe beruht auf Gleichwertigkeit und funktioniert ohne
Hierarchien.

Auf folgenden Werten baut die Arbeit der Gruppe auf:
● Medizin soll für alle zugänglich sein. Sowohl Patient*innen als auch Personal
haben ein Recht auf eine menschenwürdige Medizin.
● Das Studium soll für Alle frei zugänglich sein, unabhängig von ihrer finanziellen
Situation
● Diskriminierung jeglicher Art hat in der Medizin keinen Platz.
● Eine ethische Medizin kann nur frei von wirtschaftlichen Interessen existieren.