Donnerstag 20. Februar 2020, 18:45 – 21:00 (detailliertes Programm siehe weiter unten.)
Unitobler, Lerchenweg 36, 3012 Bern
Raum F-123
Gesundheitsversorgung in der Schweiz, so könnte man meinen, ist für alle Menschen zugänglich. Doch auch dieses Menschenrecht ist ein Privileg, das nicht allen zugänglich ist.
Für Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus (Sans Papiers) stellt eine Krankheit oder ein Unfall bald eine Gefahr dar, dass ihr Leben in der Schweiz auffliegen könnte. Denn erstens haben viele Sans Papiers keinen Arbeitsvertrag und somit bei Krankheit oder Unfall kein Anrecht auf Taggeld, aber auch der Weg zu medizinischer Behandlung ist von Hürden geprägt; Angst vor Meldung an die Behörden, Angst vor den hohen Kosten, falls keine Krankenversicherung vorhanden ist und sprachliche Barrieren, da oft keine Dolmetscher*innen bereitgestellt werden.
Wer also glaubt, dass in der Schweiz alle Menschen gleichen Zugang zu Gesundheitsversorgung haben, liegt falsch. Wir müssen uns bewusst werden, dass dies ein Privileg ist, welches nur einer gewissen Bevölkerungsgruppe zugänglich ist. Im Studium wird diese Problematik nicht thematisiert. Aber gerade im Studium braucht es Platz, um darauf aufmerksam zu machen, dass Studierende eine privilegierte und verantwortungsvolle Position innehaben und dass im späteren Arbeitsalltag unvorsichtiges oder unwissendes Handeln (beispielsweise Meldung bei den Behörden) dazu führen können, dass die Existenz von marginalisierten Bevölkerungsgruppen zerstört werden können.
Der Workshop soll einerseits die rechtliche Situation ausleuchten: Welche Rechte haben Menschen ohne Krankenversicherung? Wer bezahlt in welchen Fällen? Oder welche Bedeutung kommt der ärztlichen Schweigepflicht zu?
Andererseits sollen praktische Tipps für den medizinischen Alltag besprochen werden: Wie können Sans Papiers behandelt werden, ohne ihren Aufenthalt zu gefährden? An welche Stellen kann man sich wenden?
Schlussendlich soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass leider auch heute in der Schweiz ein gerechter Zugang zu Gesundheitsversorgung noch keine Realität ist.
Es werden keine Vorkenntnisse vorausgesetzt.
Mitwirkende:
Alexandra Büchler, Juristin und Co-Präsidentin der Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers
Jill Kauer, Beraterin der Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers
Renate Bühlmann, Pflegeexpertin und Transkulturelle Bildungsbeauftragte des SRK
Dr. med. Selina Heierle, Hausärztin Riggisberg
PD Dr. med. Andreas Andreou, Oberarzt Viszerale Chirurgie Inselspital
Ablauf:
Es laufen parallel zwei Workshops (je 40 min.), Die Besuchenden werden beide Workshops nacheinander besuchen, danach wird es eine gemeinsame Abschlussrunde und Diskussion geben.
- Workshop: Juristische Perspektive und Erfahrungsberichten von der Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers.
- Workshop: medizinische Perspektive mit Erfahrungberichten von einer Pflegeexpertin und zwei Ärzt*innen.
Es können beide Workshops nacheinander besucht werden